Anfang Mai begann ich eine Interview-Reihe mit Fach- und Führungskräften sowie Unternehmerinnen und Unternehmern, die an Stress und Burnout leiden oder litten. Ein Teil dieser Interviews fand mit Kund_innen statt, mit denen ich gearbeitet habe. Fakt ist: Stress und Burnout machen vor keiner Profession, keinem Geschlecht und keinem Bildungsstand halt.
In Teil 1 dieser Serie habe ich bereits über die ersten vier Probleme bei Stress und Burnout aufgeklärt.
Stress und Burnout sind die großen Brüder vieler kleiner Symptome und Probleme. Nicht nur die Performance im Beruf sondern auch im Privatleben leidet stark. Wer unter Stress und Burnout leidet merkt das oft erst sehr spät – viel zu spät. In diesem Quiz können Sie Ihre Stress- und Burnoutbelastung überprüfen.
Bei anhaltendem und starkem Stress geraten Körper und Geist so aus dem Gleichgewicht, dass nun auch die sonst ausreichenden und funktionierenden Erholungsstrategien kaputt gehen. Ganz primär leiden die meisten Menschen, die von Stress geplagt sind unter Schlafproblemen und Muskelverspannungen. Stress kann psychische Erkrankungen wie Depression, Burnout und Boreout bedingen.
#5 Stressaversion & Stress ignorieren

Bei einem Expriment in einem Krankenhaus in Ohio wurde eine erstaunliche Beobachtung gemacht. Die Forscher untersuchten Patienten, die an einem Autounfall beteiligt waren auf ihre Stressreaktion, um herauszufinden welche Patienten psychische Spätfolgen durch den Crash erleiden würden. Um den Stresspegel zu analysieren nutzten die Forscher und Mediziner das Urin der Patienten und untersuchten es auf stressbedingte Hormone.
Sie fanden heraus, dass Patient_innen, welche nach einem Autounfall erhöhte Stresshormone im Urin vorwiesen signifikant seltener an psychischen Spätfolgen wie Angststörungen, Panikattacken und Posttraumatischer Belastungsstörung litten, als diejenigen, deren Körper keine Stressreaktion zeigte.
Stressreaktionen sind also keinesfalls schlecht für uns sondern ein natürlicher und wichtiger Schutzmechanismus unseres Körpers.
Doch Viele flüchten vor Stress oder ignorieren ihn. Erst dadurch wird er zum Problem.
#6 Erfolgsdruck & Leistungsdruck
Die meisten meiner Klient_innen sind ambitionierte Menschen. Sie haben hohe Erwartungen und Ansprüche an sich selbst. Beruflicher Erfolg, ein ausgefülltes und attraktives Privatleben sind für sie selbstverständlich.
In manchen Branchen ist stetiger Erfolg und ununterbrochenes Wachstum scheinbar ein Muss. Wer sich diesem Anspruch beugt landet irgendwann sehr unsanft auf seinem Allerwertesten. Denn das Leben ist viel komplexer als eine zweidimensionale Aufwärtskurve.
Wir sollten unsere Erfolge feiern und uns an ihnen erfreuen doch niemals vergessen, dass ununterbrochener Erfolg unmöglich oder nur zu einem enormen Preis möglich ist.
Der Leistungs- und Erfolgsdruck meiner Klient_innen ist der Hauptgrund für belastenden und anhaltenden Stress.
#7 Dysfunktionaler Perfektionismus

Viele Menschen stellen extreme Ansprüche an sich selbst, im Privatleben aber auch im Beruf. Warum sollte man das infrage stellen? Niemand möchte doch an Bord eines Fliegers sein, dessen Pilot die wichtigen Checklisten schlampig überfliegt. Niemand möchte Ingenieuren die Konstruktion eines Fahrzeugs überlassen, die nicht penibel auf alle Schwachstellen achten.
Wenn es in der Menschheitsentwicklung nicht immer wieder Perfektionisten gegeben hätte, würden wir unsere Wäsche vermutlich noch heute mit der Hand waschen. Viele Höchstleistungen sind darauf zurückzuführen, dass Menschen mit dem Status quo nicht zufrieden waren. Das gilt für Künstler, für Sportler, das gilt für Unternehmensgründer wie Steve Jobs, der eine Inkarnation des Perfektionisten war.
Es gibt ungesunde Ausprägungen: Dazu zählen Verhaltensweisen wie exzessives Kontrollieren, also alles doppelt und dreifach zu überprüfen. Dazu gehört die Unfähigkeit zu delegieren. Ebenso übermäßiges Planen, etwa das ständige Anfertigen aller Arten von Listen. Häufig auch das Hinauszögern von Entscheidungen, denn man könnte ja falschliegen. Auch eine Null-Fehler-Toleanz ist kontraproduktiv: Heißt, sie erzeugt langfristig das, was sie kurzfristig vermeiden soll – nämlich Fehler.
#8 Keine oder unklare Prioritäten
In einer Welt des Überflusses und Informations-Bombardements wird es zunehmend schwieriger sich zu konzentrieren und zu fokussieren. Gleichzeitig erfordern unsere Berufe größere mentale Leistungen als Berufe vor einigen hundert Jahren.
Wir stehen vor komplexen Problemen und müssen ein hohes Arbeitspensum erfüllen. Die Probleme, die wir lösen sind nicht selten in Bits und Bytes versteckt oder von sozialer Natur, so dass unsere erzielten Ergebnisse oft nicht sichtbar sind.
Trotzalledem ist die Voraussetzung für ein ergebnisorientiertes und zielgerichtetes Arbeiten und Handeln klare Prioritäten zu setzen.
Entscheidungen zu fällen fällt uns besonders dann schwer, wenn wir unsere Prioritäten nicht 100% kennen. Dann zögern wir. Dann schieben wir auf. Dann haben wir Stress.
Im nächsten Beitrag widmen wir uns vier weiteren Problemen, die Menschen plage, die unter Stress und Burnout leiden. Hier gehts weiter