Anfang Mai begann ich eine Interview-Reihe mit Fach- und Führungskräften sowie Unternehmerinnen und Unternehmern, die an Stress und Burnout leiden oder litten. Ein Teil dieser Interviews fand mit Kund_innen statt, mit denen ich gearbeitet habe. Fakt ist: Stress und Burnout machen vor keiner Profession, keinem Geschlecht und keinem Bildungsstand halt.

In dieser Übersicht möchte ich die 12 Probleme vorstellen, die Personen mit hoher Stress- und Burnoutbelastung haben.
Stress und Burnout sind die großen Brüder vieler kleiner Symptome und Probleme. Nicht nur die Performance im Beruf sondern auch das Privatleben leidet stark. Wer unter Stress und Burnout leidet merkt das oft erst sehr spät – viel zu spät. In diesem Quiz können Sie Ihre Stress- und Burnoutbelastung überprüfen.
Anders als ein Knochenbruch oder grippaler Infekt sind die Anzeichen anhaltender und starker Stressbelastung nicht auf den ersten Blick sichtbar und deshalb umso gefährlicher. Stress kann die Ursache für viele gesundheitliche Probleme und Risiken sein. Er schwächt das Immunsystems und erhöht damit die Anfälligkeit für Krankheiten. Erhöhter Blutdruck und steigendes Herzinfarktrisiko gehören ebenso zu den häufigen Folgen.
Bei anhaltendem und starkem Stress geraten Körper und Geist so aus dem Gleichgewicht, dass nun auch die sonst ausreichenden und funktionierenden Erholungsstrategien kaputt gehen. Ganz primär leiden die meisten Menschen, die von Stress geplagt sind unter Schlafproblemen und Muskelverspannungen. Stress kann psychische Erkrankungen wie Depression, Burnout und Boreout bedingen.
Als Zuflucht aus dem Stress und um abschalten und entspannen zu können werden Medikamente und Drogen eingenommen, was zu Abhängigkeit und Sucht führen kann.
Stressbedingte Magen-Darm-Probleme treten besonders häufig in Form von Übelkeit, Reizdarm-Syndrom und Appetitlosigkeit durch Unwohlsein auf.
#1 Schlaflosigkeit und Schlafprobleme
Bei so gut wie allen meinen Interviews kam zum Vorschein, dass anhaltender Stress und chronische Überbelastung zu Schlafproblemen führen.
Grübeleien, Sorgen und Ängste lassen Sie lange schlaflos im Bett liegen und die Decke anstarren. Das Kopfkino läuft auf Hochtouren und man kommt einfach nicht zur Ruhe, denn die auftauchenden Bilder lassen das einfach nicht zu.
Außerdem verändert sich die Biochemie des Körpers wenn unablässig Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Wir atmen dann schnell und flach statt tief und langsam. Unsere Amygdala, das Hirnareal, das besonders bei Stress und Gefahr anspringt feuert Signale raus, die uns wacher, aufmerksamer und empfindlicher für Sinneseindrücke macht.
Einschlafen? Fehlanzeige.
#2 Angststörungen und Panik
So normal es für uns ist zu atmen so normal ist es uns zu fürchten. Menschen die unter Stress leiden fürchten sich aber über die Maße hinaus und geraten in einen panik-ähnlichen Zustand, in dem die Zeit rennt und sie einen Tunnelblick bekommen. Dabei ist die Angst oft irrationaler Natur. Angst vor finanziellen Schwierigkeiten, obwohl ein Sicherheitspolster da ist. Angst vor sozialem Abstieg, obwohl dies gar nicht begründet ist.
Kurzum: Horrorszenarien liegen an der Tagesordnung und werden vor dem inneren Auge erlebt.
Fakt ist: Unser Gehirn kann kaum zwischen Fantasie und Realität unterscheiden. Wenn wir uns permanent mit Horrorszenarien befassen und sie uns vorstellen, dann durchleben Körper und Geist diese Szenarien so als wären Sie real. Das führt zu negativen Angst-Loops und Panik.
„Angst ist ein schlechter Berater“, heißt es ja oft. Da ist was dran. Denn wer von Angst geleitet wird trifft oft schlechte Entscheidungen, handelt impulsiv und ist emotional labil.
Einer meiner Kunden aus der IT-Branche sagte dazu im Interview: „Eine Schei*-Entscheidung kommt selten alleine.“ Das bringt’s gut auf den Punkt.
#3 Mangelnde Selbstfürsorge
Der Einfluss von Sport, Ernährung, Freizeit und Entspannung wird von Vielen unterschätzt. Sie glauben, dass regelmäßiger Sport, eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung und erholsame Freizeit ein „nice to have“ sind. Doch besonders Fach- und Führungskräfte, die einem Leistungs- und Erfolgsdruck unterliegen oder in sehr dynamischen Arbeitsfeldern tätig sind, können ihre Leistungen und Ergebnisse nur langfristig auf hohem Niveau abrufen, wenn sie Selbstfürsoge betreiben.
Selbstfürsorge fasst alle Verhaltenweisen zusammen, die Körper und Geist bei ihren Funktionen unterstützen und pflegen. Dabei muss es sich nicht um besonderes oder „exotisches“ Verhalten handeln. Selbstfürsorge kann sein
- ein paar Minuten die eigene Lieblingmusik hören
- 30 Minuten Sport treiben
- Dehnübungen machen
- einen Powernap machen
- gesund kochen oder Gesundes vorkochen
- Entspannungsübungen
- Spaziergänge und Wandern
- etwas spielen
- lesen, malen, tanzen
- uvm
Wie Sie sehen, sind dies alles keine wahnsinnig speziellen oder neuartigen Tätigkeiten, doch alle Fach- und Führungskräfte, die mit Stress zu kämpfen haben, vernachlässigen Selbstfürsorge und setzen nicht selten nichts davon um.
#4 Veränderung
Ein Sprichwort besagt, „Wer mit beiden Füßen auf dem Boden steht, kann nicht vorwärtskommen.“
Viele meiner Kunden kommen zu mir, weil sie mit ihren gewohnten Verhaltens- und Denkmustern nicht mehr weiterkommen. Manche von Ihnen stecken in beruflichen oder privaten Veränderungsprozessen. Entweder wurde ein Kredit aufgenommen um eine Immobilie zu kaufen oder ein neuer Posten auf der Arbeit angetreten. Der Chef hat gewechselt oder die Partnerschaft wurde beendet. Veränderungen und Herausforderungen warten an jeder Ecke auf uns.
Nur weil wir mit unseren bisherigen Fähigkeiten, Meinungen und Wissen bis zum aktuellen Punkt gekommen sind, heißt das nicht, dass wir damit auch noch weiter hinaus kommen. Oft sind die Gedanken- und Verhaltensmuster, die uns zu einem gewissen Erfolg gebracht haben ab einem gewissen Punkt unsere Erfolgsbremsen.
Wenn wir uns gegen Veränderung wehren erzeugt das enormen Stress, der zu Sorgen, Ärger und Frust führen kann.
Im nächsten Beitrag widmen wir uns vier weiteren Problemen, die Menschen plage, die unter Stress und Burnout leiden. Hier gehts weiter